Über die online Ausleihe der Stadtbibliothek hab ich mir das Buch MEIN GROSSVATER STAND VORM FENSTER UND TRANK TEE NR.12 von Naomi Schenck ausgeliehen. Es wurde folgendermaßen angekündigt und erweckte meine Neugier: Als der brillante Chemiker Günther Otto Schenck stirbt, hinterlässt er seiner Enkelin Naomi ein ungewöhnliches Erbe: Sie soll seine Biographie schreiben. Naomi hat ihren Großvater geliebt, doch immer war da ein Gefühl, dass nicht alles gut gelaufen war in seinem Leben. Als sie sich auf die Suche macht, entdeckt sie, dass er, der vermeintlich unpolitisch war, 1933 in die SA eintrat. Was bedeutet das? Warum wusste keiner in ihrer Familie davon? Und wie treffen Menschen ihre Lebensentscheidungen?
Anfangs fand ich das Buch interessant, da es viel über die Zusammenhänge und Lebensentwürfe berühmter deutscher Wissenschaftler in der Nazizeit und danach enthält. Wäre das vielleicht ein Geschenk für meinen Chemikerfreund ? Schenck enttäuscht aber die zu Beginn geschürte Erwartung , dass sie schließlich doch etwas Aufregendes über das Wirken Günther Schencks in der Nazizeit in Erfahrung bringen könnte. Die Recherchearbeit ist mehr ein Stochern im Nebel der großväterlichen Biografie. Die Autorin versammelt dabei viel Wahrscheinliches, wenig Sicheres. Manchmal ist es sehr ausufernd. So z.B. als die Familiengeschichte der Schencks vom Mittelalter ab verfolgt wird. Der Stil Naomi Schencks führt dazu, dass man ihr auf ihren mäandernden Wegen nicht immer gern folgt. Sie streut Dialoge ein, die manchmal arg banal klingen; es gibt etliche Wiederholungen und die Namensvielfalt der erwähnten Personen verwirren. Sie gibt zum Ende selbst zu, dass es letzten Endes nicht um die Biographie ihres Großvaters ging, sondern um ihren Versuch des Schreibens. Hat zum Schluss gelangweilt.