Nach dem Roman "Unterleuten" hab ich jetzt gelesen "Über Menschen" . In der Sendung "Aspekte" heißt es: Eine Werbetexterin wird ihres Greta-Thunberg-hörigen Corona-Prepper-Freundes in Berlin überdrüssig und zieht in das fiktive brandenburgische Dorf Bracken. Nichtvorhandener Nahverkehr und die unvermeidliche Nachbarschaftshilfe im Dorf führen zu einer ungewollten Freundschaft mit dem Dorf-Nazi. Kann eine Linke einen Rechten aus seinem Weltbild rausquatschen? Und sollte sie das? Die nicht endende wollende Suche nach dem Sinn des Lebens erledigt sich spätestens, als sie Dorfnachbarn wie die alleinerziehende, Nachtschicht-arbeitende Mutter und die AfD wählenden, schwulen Blumenhändler kennenlernt. Die Dorfrealität trotzt Vorurteilen und Klischees, mit denen Juli Zeh gerne spielt.
In einem Interview mit der Autorin kann man folgendes erfahren: In „Über Menschen“ scheint der Umweltaktivismus der linksliberalen Städter*innen zum Lifestyle-Phänomen zu geraten, während die Dorfbewohner*innen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben. Ist eine Annäherung beider Lebenswelten möglich? Natürlich, und zwar immer dann, wenn es nicht um Lebensstile geht oder darum, wer klüger, besser oder mehr im Recht ist, sondern wenn es um die Sache geht. Denn die Probleme, mit denen sich zum Beispiel Umwelt- und Klimapolitik beschäftigen, sind ja real. Sie gehen tatsächlich alle Menschen an, unabhängig von ihrem Lebensraum oder ihrer sozialen Schicht. Das sind Aufgaben über die wir uns verständigen können und die wir gemeinsam angehen können und müssen. Das ist möglich und es ist vor allem dringend notwendig. Umso wichtiger ist es, dass wir darauf achten, beim Gespräch über diese großen Herausforderungen sachlich zu bleiben und uns gegenseitig nicht in irgendwelche Ecken oder Schubladen zu stellen.
Einblick in Rezensionen hat man hier. Mir hat der Roman wieder gefallen, auch wegen seiner Corona-Aktualität.