Starker Film

Ich habe durch Zufall diesen Film in der ARD gesehen: "Werk ohne Autor" 

Hier eine kurze Zusammenfassung: 2018/2019 lagen die deutschen Oscar-Hoffnungen bei „Werk ohne Autor“. Das 188 Minuten lange Epos erzählt die Lebensgeschichte des fiktiven Künstlers Kurt Barnert. Als kleiner Junge erlebt er das Grauen des Zweiten Weltkriegs, später studiert er in der DDR, ehe er mit seiner Freundin die Flucht in den Westen wagt – und dort seine bewegte Vergangenheit in Kunst umsetzt.

„Werk ohne Autor" wurde von Florian Henckel von Donnersmarck inszeniert, der zuvor bereits mit „Das Leben der Anderen“ für einen Film über deutsche Geschichte einen Oscar nach Hause brachte. Auch bei "Werk ohne Autor" ließ Henckel von Donnersmarck sich von wahren Begebenheiten inspirieren. Das Drehbuch sowie Hauptfigur Kurt Barnert basieren lose auf dem Leben des deutschen Künstlers Gerhard Richter. Der war mit dem fertigen Ergebnis allerdings mehr als unzufrieden.

Das Sachbuch von Jürgen Schreiber "Ein Maler aus Deutschland. Gerhard Richter. Das Drama einer Familie" diente Florian Henckel von Donnersmarck als Vorlage für den Film. Kurt Barnert verliert genau wie Richter in jungen Jahren seine Tante durch die NS-Zeit.

Im Film verliebt sich Kurt später in Ellie Seeband und der Zuschauer erfährt, dass ihr Vater Prof. Carl Seeband im Zweiten Weltkrieg als SS-Obersturmbannführer die Dresdner Frauenklinik leitete und dort Zwangssterilisationen vornahm. Auch das stimmt mit dem Leben von Gerhard Richter überein. Der Vater seiner ersten Ehefrau Ema war Heinrich Eufinger, der in der Tat in derselben Position wie Carl Seeband im Film für die Nazis tätig war. Genau wie im Film gezeigt wurde Eufinger nach Ende des Krieges in einem sowjetischen Lager interniert, und rettete dort der Frau des sowjetischen Lagerkommandanten das Leben. So arbeitete er später in der DDR wieder als Chefarzt in gynäkologischen Abteilungen, ehe er in den Westen umsiedelte.

Sowohl sein Stiefvater Heinrich als auch seine ermordete Tante Marianne wurden beide von Richter mehrfach porträtiert. Was er dabei nicht wusste: Seine Tante starb in der Aktion Brandt unter der Leitung von u. a. Heinrich Eufinger. Dieser grausame Zusammenhang wurde erst 2004 durch einen Artikel im Tagesspiegel aufgedeckt, Jahre nach Eufingers Tod. Das ließ das Werk von Gerhard Richter in einem noch tragischeren Licht erscheinen. Er hatte Zeit seines Lebens in vielen Kunstwerken Tätern und Opfern der Euthanasie ein Gesicht gegeben.

 Im Film „Werk ohne Autor“ tauchen im letzten Drittel vier Künstler auf, die sich in den 60-er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf begegneten. Dazu habe ich in meinem Blog Spuren einen Artikel geschrieben ...