Geschenkt bekommen und mit Freude gelesen: Die letzte Welt von Christoph Ransmayr.
Inhalt:Cotta, ein Bewunderer Ovids, reist nach Tomi (heute Constanța) ans Schwarze Meer, um Gerüchte zu untersuchen, dass Ovid dort im Exil verstorben sei.
Er stößt auf eine Stadt, die mit den Figuren aus Ovids Metamorphosen bevölkert ist, und findet zwar Spuren des Dichters, nicht jedoch ihn selbst. Cotta verbringt einige Zeit in der eisernen Stadt Tomi und erlebt, wie ein zweijähriger Winter endet und durch den Frühling langsam die Natur Tomi zurückgewinnt. Cotta beginnt eine Beziehung zu der entstellten Echo, die ihm von den Geschichten Ovids, der angeblich Geschichten in erlöschenden Feuern lesen konnte, erzählt. Diese Geschichten enden – bis auf eine – mit der Verwandlung der Protagonisten in Steine, weshalb Cotta beschließt, Nasos Erzählungen zu sammeln und im Buch der Steine wiederzugeben, nachdem Ovids Werk von ihm selbst vor Antritt seiner Reise verbrannt worden war.
Im Laufe der Erzählung verändert sich Cottas Leben auf bizarre Weise. Ihm droht der Verlust des Selbst. Schließlich begibt er sich auf den Weg in das nahe Tomi gelegene Gebirge. An dieser Stelle endet die Erzählung.
In Rückblenden wird im Verlauf des Romans erzählt, wie Ovids Leben und seine literarischen Veröffentlichungen durch eine Verkettung von Ereignissen zu seiner Verbannung aus Rom führten: Bereits seine ersten Werke, die den streng geordneten Machtapparat Roms kritisieren, lassen die Staatsoberhäupter auf ihn aufmerksam werden. Trotz seines literarischen Erfolges unter der Bevölkerung wird er verbannt, nachdem er bei der Eröffnung eines Stadions eine gewagte Rede hält, die sämtliche Ehrerbietung gegenüber dem Imperator vermissen lässt.
Ich konnte dieses faszinierende Buch nur mit Pausen lesen. Nicht dass es gelangweilt hätte – die Bildgewalt in der Sprache hat mich fast erschlagen.Ich hätte laufend Zeichnungen über die Situationen machen können … Der Autor beherrscht die Kunst der Fiktion, denn die Antike wird mit Erscheinungen des modernen Lebens verflochten (Autos, Maschinen ...)
Sehr aufschlussreich fand ich, als Nichtkenner der Metarmorphosen, dass am Ende des Buches ein Glossar angefügt ist, in dem Ransmayr seine Figuren mit denen der Metarmorphosen vergleicht und tatsächlich: die Geschichten und Schicksale ähneln sich. So war es doch sehr spannend zu erleben, wie diese Figuren aus der einen in die anderen Welt gebracht wurden, wie Cotta sie kennengelernt hat, obwohl sie vermeintlich nicht existieren.
Dieses Buch wurde auch wissenschaftlich bearbeitet – geschenkt …
Nicht nur die Aufmachung als kleines Taschenbuch mit hardcover, sondern auch die Ziffernbilder der einzelnen Kapitel von Anita Albus machen das Büchlein zum Kleinod.
Von ihr gibt es anderswo wunderbare Illustrationen.