Kermani

Aus gegebenen Anlass hab ich mir nochmal das Buch "Entlang den Gräben" von Navid Kermani  vorgenommen.


Das Buch hab ich mit großem Interesse 2018 gelesen und die aktuelle Situation hat mich dazu gebracht folgende Kapitel nochmal intensiver zu studieren:

Sechzehnter Tag: Von Minsk nach Kiew
Siebzehnter Tag: Kiew
Achtzehnter Tag: Von Kiew nach Dnipro
Neunzehnter Tag: An die Front im Donbass
Zwanzigster Tag: Über Mariupol ans Schwarze Meer
Einundzwanzigster Tag: Am Schwarzen Meer entlang nach Odessa
Zweiundzwanzigster Tag: Odessa
Dreiundzwanzigster Tag: Abflug aus Odessa

Damals hab ich in meinen Notizen aus der Provinz angemerkt: 

So sind seine Eindrücke bei der Fahrt von Belarus in die Ukraine:

Auch ohne die pedantischen Grenzkontrollen und den einsamen Duty-free mitten im Wald würde ich merken, dass ich in einem anderen Land bin: an den Schlaglöchern. Auch fallen mir sofort, Westbindung hin und her, die alten Ladas auf. Im Nachbarland waren deutlich mehr westliche Autos auf den Straßen zu sehen. Dafür sehen wir, als wir gegen sieben Uhr in den ersten Ort einfahren, Menschen auf den Bürgersteigen, es gibt Geschäfte mit Schaufenstern, Cafés, eine Dönerbude, bunte Lichter. In Weißrussland, das in der russischen oder vielleicht sogar sowjetischen Hemisphäre Europas geblieben ist, belebt der Mensch nicht den öffentlichen Raum.

Drei Stunden später in Kiew dann endgültig die Rückkehr ins eigene Koordinatensystem. Vielleicht weil ich von Eindrücken schon entwöhnt bin - auch die Landschaft ist schließlich seit Vilnius nur noch flach und eintönig gewesen -, kommt mir das Nachtleben umso greller, anarchischer vor, die Restaurants und Bars bis auf die Bürgersteige gefüllt, die gut gekleideten jungen Menschen, die erkennbar vergnügungssüchtig sind, eine Stadt, die zugleich boomt und zerfällt, hier pittoresk heruntergekommene Altbauten, dort bereits die Gentrifizierung, die das gewöhnliche Leben aus den Gassen vertreibt, die Straßenbahnen noch aus dem Kalten Krieg, wo in Minsk alles picobello war, Schmutz auf den Straßen, der in Weißrussland nirgends lag, die Armut sichtbar und der Reichtum umso protziger ausgestellt.. usw. usw.

Interessant sind da seine Begegnungen mit Menschen in diesem zerrissenen Land – und zwar mit verschiedenen Biographien und Einstellungen … Er trifft ukrainische Nazis, Europabefürworter und „Kämpfer“...

Die Passage über die Rolle des Oligarchen Rinat Achmetow ist sehr interessant !

Er fährt auch an die Front im Donbass....

Vierundzwanzigster Tag: Über Moskau nach Simferopol
Fünfundzwanzigster Tag: Über Bachtschyssarai nach Sewastopol
Sechsundzwanzigster Tag: Entlang der Krimküste
SiebenundzwanzigsterTag: Von der Krim aufs russische Festland

Der Krim muss er sich über Moskau annähern ….

Heute nachgelesen: Den Abschnitt seiner Reise über die Krim und die Begegnungen mit dortigen Einwohnern.