Heino Jaeger

 In der Kunstgalerie Fürth ist momentan die Ausstellung "Man glaubt es nicht" zu sehen. Es dreht sich um den 1997 verstorbenen Künstler Heino Jaeger.

Olli Dittrich spricht von „gelebter Anarchie“, für Eckhard Henscheid war er „ein Genie“, ein „Mozart der Komik“. Und Loriot fragte: „Wie konnte es geschehen, dass Heino Jaeger 25 Jahre ein Geheimtipp blieb? Wir haben ihn wohl nicht verdient.“ 

Heino Jaeger? Sehr richtig, und zwar Jaeger mit ae. Man muss das betonen, denn der Mann, der zuletzt in einem Heim in Bad Oldesloe gelebt hat, zählt zu den großen Vergessenen des deutschen Humors. Aber was will man machen, wenn man sich Geschichten von Fliesenlegern ausdenkt, die alles zufliesen, auch das Taxi. Vom Ostflüchtling, dessen Möbel einlaufen, weil er zu viel heizt. Oder von der Frau des pensionierten Passkontrolleurs, die jetzt zu Hause immer den Ausweis vorzeigen muss, wenn sie ins Wohnzimmer will.

Man fällt auf mit solchen Geschichten. Und wenn man Glück hat, kommt man über einen Vetter von Pintschovius in Kontakt mit dem Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch, der einen begeistert ans Radio vermittelt. So ist Jaeger beim WDR und dem Saarländischen Rundfunk gelandet, hat Sendungen gemacht wie „Fragen Sie Dr. Jaeger“ und große Auftritte gehabt in Basel und anderswo. Er war ein Star in den Siebzigerjahren, jedenfalls in Künstler- und anderen eingeweihten Kreisen. Er hat sich als Maler gesehen, das vor allem. Aber gemerkt hat man ihn sich als einen Großmeister des Absurden. Er sah genau hin, auf all die Kalamitäten und Ungereimtheiten um ihn herum, und machte daraus funkelnde Komik. Aber er hatte auch einen furchtbaren Hang zum Alkohol und verlor mehr und mehr die Kontrolle. Er hauste in gammeligen Höhlen, geriet unter die Räder und stand 1983 in seiner verkohlten Wohnung in Hamburgs Martin-Luther-Straße, weil er zu viel getrunken hatte und die Zigarette noch glomm.

Er kam in die Psychiatrie, in die er sich schon früher immer hatte einweisen lassen, wenn ihm das Leben und die Welt da draußen zu viel wurden. Er war in Ochsenzoll in Hamburg, im SengelmannKrankenhaus in Bargfeld-Stegen (Stormarn) und die letzten zehn Jahre im „Haus Ingrid“, einer sozialpsychiatrischen Einrichtung in Bad Oldesloe. Dort auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde liegt er auch begraben.

Also eine tragische Figur. In Stade gab es 2022 eine große Retroperspektive. Nicht in Fürth kann gezeigt werden "Panorama der Jahrtausende" hier Ausschnitt

Jaeger war von 1967 bis 1973 am Harburger Museum. wo er museumspädagogische Illustrationen anfertigte und 1970 den Auftrag erhielt, das „Panorama der Jahrtausende“ künstlerisch umzusetzen. Unterstützt durch den Grafiker und Freund Harold Müller entstand bis 1973 ein 17-teiliges, 22 Meter langes Diorama, das die Veränderung der Umwelt durch den Menschen von der Steinzeit bis in die Gegenwart darstellt.  

Bei seinen ausgestellten Zeichnungen fiel mir auf, dass er sehr im Statischen verbleibt und Bewegung nicht so kann.


An Hörstationen kann man einige Episoden seiner Rundfunksendungen beim SR anhören. Z.B.: