Ein Agnostiker liest

 Nachdem wir momentan einige familiäre Termine haben und ich mit der Bahn nicht weiter fortkomme, las ich zwischendurch einige Bücher. Anlass war auch, dass Oskar (14) Konfirmation hat - er nach eigener Aussage danach nicht mehr in die Kirche geht - und ich ihm ein Buch zum Thema Weltsicht schenken wollte. Erst hab ich mir mal angesehen von Schmidt-Salomon "Die Evolution des Denkens"

Der Autor über sein Buch: Schon 2012 lag das Volumen des täglichen Datentransfers bei einer Milliarde Gigabyte, was etwa dem 2500-Fachen der Datenmenge aller Bücher entspricht, die jemals geschrieben wurden. Wie wollen wir da noch entscheiden, was wichtig ist und was nicht?

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen habe, dass in der Flut der Informationen, die uns tagtäglich überschwemmt, relevantes Wissen verloren geht. Selbst in akademischen Kreisen scheinen viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen die Grundlagen des modernen Weltbildes kaum noch zu kennen. Diese ›kulturelle Demenz‹ ist gefährlich, weil sie unsere Perspektive verengt. Wir verlieren die Orientierung und sind dazu verdammt, die gleichen Fragen immer und immer wieder neu zu diskutieren, obwohl die maßgeblichen Antworten schon vor Jahrzehnten, wenn nicht sogar vor Jahrhunderten gefunden wurden.

Da die meisten Menschen sich mehr für Menschen interessieren als für Ideen, stehen im Zentrum des Buchs die Lebensgeschichten jener Menschen, die meines Erachtens besonders relevante Einsichten für die heutige Zeit hervorgebracht haben – 10 Influencer für ein zeitgemäßes Weltbild.

  • Charles Darwin und die Entdeckung der Evolution

  • Albert Einstein und die Gesetze der Natur

  • Marie Curie und das Geheimnis der Materie

  • Alfred Wegener und die Entdeckung der Plattentektonik

  • Carl Sagan und die Abenteuer des Raumschiffs Erde

  • Epikur und die Suche nach Sinn

  • Friedrich Nietzsche und der Abschied von der Moral

  • Karl Marx und die Entdeckung des Sozialen

  • Karl Popper und die Chancen der offenen Gesellschaft

  • Julian Huxley und der Mensch der Zukunft

Er schafft es anschaulich und eindringlich essentielles Wissen über die Herkunft und Grundlagen des modernen Weltbildes zu vermitteln. Die Auswahl der beschriebenen Persönlichkeiten und ihrer Verdienste (insgesamt werden über 400 wichtige Denkerinnen und Denker erwähnt) ist gut begründet der Einsicht geschuldet, dass viele Menschen nicht genügend Bescheid wissen, den gewaltigen Herausforderungen unserer Zeit klug zu begegnen. „Die Evolution des Denkens“ bietet ein Kaleidoskop an Wissen, es bildet gleichzeitig auch ein Nachschlagewerk, wobei jedes Kapitel für sich allein gelesen und verstanden werden kann. 

Übersichtliche Themenaufbereitung, geradlinige Aussagen, stringente Gedankenführung - in klarer, humor- und poesievoller Sprache. Als Meister der Wissenschaftskommunikation gelingt es ihm wie nur wenigen anderen Autoren, komplexe Sachverhalte einem breiten Publikum tiefgründig fesselnd nahe zu bringen. Mir hat es gut gefallen - für Oskar wäre es vielleicht eher eine Überforderung gewesen (vielleicht zum 16, ??)

Ich hab mich dann entschieden ihm ein Büchlein von Axel Hacke zu schenken, das ich schon länger habe. Es ist amüsant, humorig und tiefgründig ... Die Zeichnungen gefallen mir ...


Hacke dazu: Dies ist eine Erzählung über Gott, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe: als melancholischen Künstler, der Großes schaffen wollte und nun unglücklich ist mit dem, was daraus geworden ist, enttäuscht von sich selbst und auf der Suche nach Trost und Verzeihung. Schon beim Schreiben habe ich immer wieder an Michael Sowa und seine Bilder gedacht. Als ich fertig war, bekam er den Text – und dann war es wie immer: Wir warteten und warteten, und am allerletzten möglichen Tag, kurz vor der einzigen noch existierenden Deadline, waren alle Bilder da – und sie waren wunderbar.

Und weil es mich interessiert hat was er Neues herausgegeben hat, las ich als e-book dann noch 

Wozu wir da sind – Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben“

 Hier lässt Axel Hacke einen Nachrufschreiber übers Leben nachdenken. Über die Frage, was ein gelungenes Leben eigentlich ist. «Wozu wir da sind – Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben» ist ein Buch mit Tiefgang und Humor. Und ganz ohne Moralin. Ein typischer Hacke eben.

Es ist Axel Hackes drittes Buch in Folge, das sich mit existenziellen Themen auseinandersetzt. Zuerst das Buch über den lieben Gott, der nach München kommt, nicht etwa um Trost zu spenden, sondern um welchen zu kriegen. Dann das Buch zum Thema Anstand, der laut Axel Hacke immer mehr verschwindet in unserer Gesellschaft, und jetzt das Buch über das gelungene Leben. Axel Hacke, alarmiert durch ein immer rauer werdendes Klima in Politik und Gesellschaft, entwickelt sich allmählich zur moralischen Instanz. Dabei bleibt er aber Literat und vermeidet jegliche Art von Moralin. Und immer noch und immer mehr gleicht er damit dem berühmten Vorgänger Erich Kästner, dem es ebenfalls gegeben war, Schweres auf leichte Weise zu erzählen. 

Dazu Hacke: Es gibt viele Gründe, sich an die Arbeit für ein neues Buch zu machen. Bei diesem hier war einer der ersten meine Lust, den Monolog eines Mannes zu schreiben. Ich fragte mich, ob es mir gelingen könnte, über so eine lange Rede hin eine Spannung zu erzeugen und zu halten: was der noch sagen wird und wohin das alles führen könnte. Aber darüber hinaus war ich bei dem, worum es im Buch geht, natürlich schnell bei den Fragen, die uns alle in fast jedem Alter bewegen: Wie mache ich etwas aus meinem Leben? Wie kann ich so leben, dass ich zufrieden sein kann? Was bedeutet Glück für mich? Es spricht Walter Wemut, von Beruf Nachrufschreiber bei einer Tageszeitung, der Tag für Tag über Tote schreibt, aber dabei das Leben zum Thema hat.

Das werde ich Inken zu ihrem Geburtstag in der Klinik schenken. Vielleicht kann sie damit was anfangen. Ich jedenfalls konnte einiges positiv sehen ....

Und weil es mir noch nicht genug ist, habe ich noch liegen von Hacke:


Dazu er: Lange Zeit habe ich gedacht, dass in meinem Leben die Angst der Motor war, der mich vorantrieb. Das war falsch. Was mich weiterbrachte, war die Sehnsucht nach Heiterkeit.

Doch wie kann es uns gelingen, das eigene Dasein nicht nur mit Büchern, Filmen und Musik aufzuheitern, sondern Heiterkeit aus uns selbst zu schöpfen, kurz: ein heiterer Mensch zu werden, gerade in schwierigen Zeiten? Was bedeutet es überhaupt genau? Und warum ist dies ohne den Ernst des Lebens nicht zu haben?

Vielleicht ist dies das persönlichste Buch, das ich je geschrieben habe, die Suche nach einem fast vergessenen Gemütszustand, nach einer Haltung dem Leben gegenüber, in der wir seltsam ungeübt geworden sind.

„Ein heiterer Mensch zu sein, bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln.“