Kermani Ausnahmezustand

 Es regnet sich ein! Deshalb habe ich zu Ende gelesen: Ausnahmezustand (Reisen in eine beunruhigte Welt) von Navid Kermani. Vor 10 Jahren als Buch erschienen und die zugehörigen Zeitungsreportagen noch älter. Manch Kritiker empfanden seine Reportagen durch die Zeitläufe überholt - ich meine eher, dass sogar heutige Katastrophen sich in seinen Berichten ankündigen. 


woanders

Aus einer RezensionKermanis Reportagen zeichnen sich durch eine große Nähe zu den Menschen, denen er begegnet, sowie durch eine kluge Reflexion und Einordnung seiner Beobachtungen aus. Er ist an Orte gereist, an denen sich die Gewalt eingenistet hat, Menschen sich an unmenschliche Umstände gewöhnen mussten und gezwungen sind, inmitten von Verheerungen zu existieren: Kaschmir, Indien, Pakistan, Afghanistan, Iran, Syrien, Palästina und, als einzige europäische Station, Lampedusa. Wie er von dort berichtet, umsichtig und mit Blick fürs Detail, angesichts drastischer Zustände auf jeden schrillen Ton, auf jede Effekthascherei verzichtend, hebt seine Reportagen in den ersten Rang des Genres.

So übersättigt die meisten Leser an Berichten aus Krisen- und Kriegsregionen sein dürften, gelingt es Kermani doch, einen neuen, unverbrauchten Blick gerade dort zu eröffnen, wo zuvor Unmengen von Meldungen das Terrain medial vermeintlich abgedichtet hatten.

Man steht dem Ganzen fassungslos gegenüber und hofft doch auf gute Lösungen ....

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