Perspective Daily abonniert

Nach 2 Wochen „Probelesen“ hab ich mir mal für 60 € ein Jahresabonnement dieses Online-Magazins geleistet.
 Abgesehen von den Themen gefällt mir sehr, dass in den Artikeln durch Symbole sehr übersichtlich Erklärungen, links zu Fakten und weitere Verweise gekennzeichnet sind. Durch Mausklick (ich bin noch oldschool) kann man sich so sehr gut weiter orientieren. In meinen „Notizen aus der Provinz“ (für den Privatgebrauch) setze ich ja auch solche Hyperlinks und ich weiß wie mühsam die Recherchearbeit ist. 
Solchen Journalismus schätze ich also. 
Weiterer Vorteil: Man kann Artikel als PDF herunter laden.
Nicht jedes Thema wird interessieren. Die Tendenz, dass in vielen Artikeln intern aufgerufen wird, sich zu engagieren, verfängt bei mir nicht so: Dazu bin ich zu alt und müde. Optimistisch stimmt, dass es offensichtlich viele jüngere Leute gibt, die den Elan haben, hier noch positive Akzente zu setzen …
2 Wochen Probelesen kostenlos – Registrierung nötig 
 
HABE NUN NACH 2 JAHREN DAS ABO GEKÜNDIGT: Die Infos waren teilweise etwas abgehoben. Um die ganzen links zu verfolgen fehlte oft die Zeit. ... (Feb 2022)

Buch: Der Apfelbaum






Für den Roman seiner Familie hat der Schauspieler Christian Berkel seinen Wurzeln nachgespürt. Er hat Archive besucht, Briefwechsel gelesen und Reisen unternommen. Entstanden ist ein großer Familienroman vor dem Hintergrund eines ganzen Jahrhunderts deutscher Geschichte, die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebe.
Inhalt:
Berlin 1932: Sala und Otto sind dreizehn und siebzehn Jahre alt, als sie sich ineinander verlieben. Er stammt aus der Arbeiterklasse, sie aus einer intellektuellen jüdischen Familie. 1938 muss Sala ihre deutsche Heimat verlassen, kommt bei ihrer jüdischen Tante in Paris unter, bis die Deutschen in Frankreich einmarschieren. Während Otto als Sanitätsarzt mit der Wehrmacht in den Krieg zieht, wird Sala bei einem Fluchtversuch verraten und in einem Lager in den Pyrenäen interniert. Dort stirbt man schnell an Hunger oder Seuchen, wer bis 1943 überlebt, wird nach Auschwitz deportiert. Sala hat Glück, sie wird in einen Zug nach Leipzig gesetzt und taucht unter.

Kurz vor Kriegsende gerät Otto in russische Gefangenschaft, aus der er 1950 in das zerstörte Berlin zurückkehrt. Auch für Sala beginnt mit dem Frieden eine Odyssee, die sie bis nach Buenos Aires führt. Dort versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen, scheitert und kehrt zurück. Zehn Jahre lang haben sie einander nicht gesehen. Aber als Sala Ottos Namen im Telefonbuch sieht, weiß sie, dass sie ihn nie vergessen hat.

 Hintergrund:
Berkels Familie, das muss man sagen, ist ein dankbarer Romanstoff. Sein Großvater gehörte zur ersten Generation der anarchistischen Nudisten auf dem Monte Veritá, lebte in einer Liebesbeziehung mit Erich Mühsam, therapierte Hermann Hesse. Seine Großmutter kämpfte mit den internationalen Brigaden in Spanien, seine Großtante lebte in Paris, lernte bei Hermès persönlich und kleidete in ihrer eigenen Boutique unter anderem die Duchess of Windsor ein.

Berkel hat Archive durchforstet und Menschen befragt, vor allem seine 2011 verstorbene Mutter Sala Nohl, der die Demenz zusehends den klaren Blick in die Vergangenheit verschleierte. Wahrscheinlich hat Berkel die letzte Chance ergriffen, der eigenen Herkunft tiefer auf den Grund zu gehen. Als sechsjähriger Junge nämlich, die Familie saß gerade im Garten unter einem Apfelbaum beisammen, erfuhr er von seinen jüdischen Wurzeln. Und er erfuhr außerdem, dass er "nicht ganz" jüdisch war. Ein Schock für Berkel, der in einem Interview sagte, für ein Kind sei das, was nicht ganz ist, kaputt. Dieser frühe Identitätsbruch nagte an ihm und trieb ihn gleichzeitig an, mehr zu erfahren: über seine Urgroßeltern und Großeltern, über seine Eltern und über sich selbst.

Urteil:
Teilweise autobiographische Szenen, teilweise im Romanstil gehalten, ist das Buch nicht einfach zu lesen, weil man zu Beginn eines Kapitels erst ein paar Sätze braucht, um zu wissen, wer hier nun erzählt. Auch viele Namen erschweren es ein wenig, der Handlung zu folgen.
Ein Personenstammbaum wäre hilfreich, damit man sich beim Lesen besser zurechtfindet. Ansonsten solide Romankunst, die aber teilweise etwas verwirrend ist.
Man muss schon konzentriert lesen, um der Geschichte zu folgen, denn die Handlungs- und Zeitebenen wechseln sehr häufig. Mir hat der Schreibstil nicht so gefallen, da er manchmal ins Süßliche abgleitet ...

Buch: Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen


Aus dem Klappentext: 1919, Revolution in München - und alle sind vor Ort: Ernst Toller, Thomas Mann, Erich Mühsam, Rainer Maria Rilke, Gustav Landauer, Oskar Maria Graf, Viktor Klemperer, Klaus Mann. Wann gab es das schon einmal - eine Revolution, durch die die Dichter an die Macht gelangten? Doch es gibt sie, die kurzen Momente in der Geschichte, in denen alles möglich erscheint.Von einem solchen Ereignis, der Münchner Räterepublik zwischen November 1918 und April 1919 erzählt Volker Weidermann im Stil einer mitreißenden Reportage, bei der der Leser zum Augenzeugen der turbulenten, komischen und tragischen Wochen wird, die München, Bayern und Deutschland erschütterten.
Nach der Vorgeschichte, dem Ende des 1. Weltkriegs und der Absetzung des bayrischen Königs, beginnt der magische Moment, in dem alles möglich erscheint: radikaler Pazifismus, direkte Demokratie, soziale Gerechtigkeit, die Herrschaft der Phantasie. An der Spitze der Rätebewegung stehen die Schriftsteller Ernst Toller, Gustav Landauer und Erich Mühsam, auf die nach den Tagen der Euphorie und der schnellen Ernüchterung lange Haftstrafen oder der Tod warten.

Ich hab das Buch mit Interesse gelesen. Diese von Literaten bestimmte Aufbruchstimmung war von vorne herein eine Illussion. Im Hintergrund lauerten schon von rechts und links die machtgeilen Zerstörer des zarten Pflänzchens "Basisdemokratie". Und die Gewaltorgien 1919 nicht nur in München sind zu wenig angesprochen - Hier im link erwähnt.(Die sachlichen Informationen bei diesem link sind umfassend und gut belegt. Was hier unheimlich stört und ein schlechtes Image des dortigen Verfassers zeigt, sind persönliche Diskriminierungen des Autors Weidermann: (Literaturpalaversendung / Geschreibsel / in jenen „Himmel“ des literarischen Schundes hochgelobt)

Trotzdem interessant, weil man gut die Beziehungen unter den Hauptpersonen erlebt...

Die sauberste Fluggesellschaft

Gestern durch Zufall im Luftmuseum Amberg gewesen .....
Dort eine Begegnung mit der saubersten Fluggesellschaft der Welt:
Das Luftmuseum Amberg stellt diesen Winter eine Fluggesellschaft vor, die vormacht, wie es auch anders geht. Seit über 50 Jahren fliegt ingold airlines täglich in die entlegensten Regionen der Welt, ohne dabei die Klimaziele zu verfehlen. Das Geschäftsmodell ist im Grunde sehr einfach: Nicht immer mehr, sondern schöner Fliegen! Eine Ausstellung über spezielle Aspekte der Luftfahrt - von den frühen Versuchen der Schwerkraftüberwindung über den technischen und metaphorischen Begriff des Fliegens bis zu den springenden Punkten bei der Durchdringung von Gravitation und Raumzeit. Zu sehen sind ausgewählte Objekte aus der täglichen Praxis der Fluggesellschaft und eine transmediale Erzählung über ausgewählte Knoten des internationalen Verkehrsnetzes.
Res Ingold (geb. 1954) ist Erfinder und Eigner der Interkontextuellen Fluggesellschaft Ingold Airlines.
Er forscht und lehrt als Konzeptkünstler und Professor an der Akademie der Bildenden Künste München.
Insgesamt hätte ich mich mit den Objekten, Filmen, Erläuterungen vielleicht etwas mehr beschäftigen müssen ...
Stattdessen hab ich in eine vollautomatische Papierfliegerfaltmaschine 50 Cent geworfen. Man konnte den Produktionsprozess im transparenten Kasten gut verfolgen - und heraus schossen zum Schluss 3 Objekte:


Die grünen Kreuze

Seit September sieht man auf Feldern immer mehr grüne Holzkreuze. Sie stehen symbolisch als Protest gegen das Agrarumweltpaket der Regierung und Auflagen der EU.
Bei Kalchreuth hab ich das erste Kreuz gesehen, das auch eine Informationstafel über die Aktion trägt. Das ist besser als diese "So-Da-Kreuze" .....



Konstruktiver Journalismus

Geistig flaniert:
Wenn ich früh wach bin, blättere ich in der App von Deutschlandfunk und finde oft interessante Rundfunksendungen.
Heute entdeckt und für gut befunden: Ein Gespräch mit Maren Urner über das Thema: Erdrückt uns die Datenflut ?

Vorschaubild der Version vom 27. Oktober 2019, 08:20 Uhr

Die Neurowissenschaftlerin hat das Buch "Schluss mit dem täglichen Weltuntergang" herausgegeben und ist Mitgründerin von Perspective daily, einem Online-Magazin, das sich einem konstruktivem Journalismus verpflichtet hat.
Erst letzthin hab ich mir die Frage gestellt, woran es liegt, dass in den Medien die schlechten Nachrichten so verbreitet sind und oft recht unseriös aufgebauscht werden. Im Interview wurden auch recht gut der Sprachgebrauch durch "Frames" und unsere Steinzeitwurzeln erörtert.
Ich hab mir jetzt mal einen kostenlosen Testzugang zu Perspective Daily verschafft und werde in 14 Tagen entscheiden ob ich die 60 € pro Jahr anlege. (Die über 400 € pro Jahr für unsere Zeitung sind oft eigentlich nicht lohnend)

Mein Flanieren

Historisch erweckt der Flaneur in seiner traditionellen Form das Bild eines Gentleman, der mit einer Zigarre und vielleicht auch einem Gehstock durch eine Stadt spaziert und dabei über philosophische Fragen sinniert. Das Wort stammt von dem französischen Substantiv Flâneur und bedeutet „Spaziergänger“, „Faulenzer“, „Schlenderer“ oder „Nichtstuer“. Der Flaneur war typischerweise der Literat aus dem Frankreich des 19. Jahrhunderts, und das Wort erweckte vielfältige Assoziationen: der Müßiggänger, der Tagedieb, der Erkunder der Stadt, der Genießer der Straße.

Der Flaneur des 20. Jahrhunderts, der vorwiegend versuchte, in der Masse der Straße unterzugehen, um so das soziale Geschehen beobachten zu können, unterscheidet sich vom Flaneur des 19. Jahrhunderts, der sich in seiner langsamen Gangart dandyhaftig durch die Straßen einem öffentlichen Publikum ausstellte.Natürlich ist der Flaneur in den Beschreibungen ein Stadtmensch.

Das unterscheidet mich nun ziemlich von der tradierten Form des Flaneurs. Ich bin ein Stadtrandkind, aufgewachsen in der Kleinstadt mit kurzen Wegen in die Natur. Später in Stadtteilen mit Anschluss ans Zentrum, aber auch geliebten Verbindungen zur Landschaft in der näheren und ferneren Umgebung.
Sicher hab ich immer unbekannte Städte oft zu Fuß erkundet - ohne konkrete Anlaufpunkte - und mach das heute noch. Der Flaneur – ein Nomade: Er geht schlendernd und wachen Blicks durch die Strassen; er hat zwar nicht die Langsamkeit einer Schildkröte, mit der das Tempo der Flaneure einmal verglichen wurde, aber dafür die Zeit und Erregbarkeit für Unbekanntes.
Das Wandern in der Natur als Vorstufe des Flanierens in der Umgebung kann man ganz gut mit anderen Leuten und hat was mit Erreichen von Zielen zu tun. Flanieren kann ich nur allein ! Ohne Ablenkung einer Begleitung, den eigenen Eindrücken folgend.
Dabei muss es nicht nur zu Fuß geschehen. Auch gemächlich Radeln, mit den Öffentlichen oder dem Auto zu gondeln gehört dazu.
Mit der zunehmenden Beschleunigung unseres Alltags entsteht der Wunsch nach Müßiggang und Zeit zur Reflexion. Vor diesem Hintergrund ist gerade heute die Figur des Flaneurs aktueller denn je. Das langsame Flanieren und fließende Sehen des Flaneurs stehen in starkem Kontrast zu der Zweckgerichtetheit unseres Tuns und der Hektik unserer Bewegung. Ich möchte da aber niemanden missionieren. Wer lieber konsumiert, Zerstreuung sucht oder sich auspowern will, soll das tun. Aber mich in Ruhe lassen ...
Was mir auch passiert ist folgendes:In der Entwicklung des Internets kommt eine neue Art des digitalen Flaneur auf, dessen Gedanken im Internet an verschiedensten Dingen hängenbleiben durch die „Flut an Verknüpfungen“. Versunken hängt der digitale Flaneur im Netz und springt von einem Gegenstand zum anderen in den Suchmaschinen und Enzyklopädien, die den Rahmen von Weltwissen anhand von Büchern mittlerweile gesprengt haben. Da muss ich aufpassen, denn die Informationsflut kann einen erschlagen! Nicht alles was interessant erscheint ist auch wichtig!
Flanieren ist auch eine Philosophie: Stets bereit vom Zufall überrascht zu werden und Neues zu entdecken.  

Neuanfang von Flaneur

2015 wurde durch Neonazis mein Blog gehackt. Im September wurde ein übler Anschlag mit Ratte im Briefkasten und großer Sprayerei mit Bedrohungspotential verübt.
Daraufhin hab ich meinen Blog "Flaneur" eingestellt.
Nachdem nun einige Jahre vergangen sind und bei mir etwas Ruhe eingekehrt ist, unternehme ich nochmals den Versuch, einen Blog zu gestalten, der viel mit der Tätigkeit des Flanierens zu tun hat.
Auf alle Fälle ist es ein Aufbäumen gegen den körperlichen und besonders den geistigen Verfall...