Heute alleine mal wieder den Orchideenweg (Nr.34) bei Lichtenegg bis Fürnried begangen. Was vor 10 Jahren euphorisch als Sensation gefeiert wurde und auch heute noch eine Menge Ausflügler anzieht, ist nur noch ein Abklatsch der Vorkommen auf großen zusammenhängenden Flächen: Geradezu
sensationell ist das an manchen Standorten bei Lichtenegg und
nächster Umgebung vorhandene Massenvorkommen von Orchideen. Wer
kennt ihn nicht, den Gelben Frauenschuh, der in
lichten und kalkreichen Wäldern wächst? Er liebt Halbschatten,
wechselnde Feuchtigkeit und magere Böden. Diese Voraussetzungen
erfüllt der ca. 600 m hoch gelegene Gebirgszug zwischen dem Kronberg
- dieser direkt bei Lichtenegg - dem Türkenfels und Birkenfels nur
ca. 2 km südlich von Lichtenegg. Das war einmal:
Heute sind die Felder von Pfaden durchzogen. Provisorische Absperrungen und Hinweisschilder sollen weitere Schäden verhindern.
Doch zu spät: Leider wird
dieses Biotop ausgerechnet von denjenigen Besuchern bedroht, die
„ihren" Frauenschuh so sehr lieben. Sie stellen und setzen
sich dazwischen, um sich mit der Blütenpracht fotografieren zu
lassen - quasi als spätere Erinnerung an jene Zeit, als rund um den
Türkenfels vielleicht tausende der Frauenschuh-Orchideen tausende
von Besuchern erfreuten. Sind sich diese „Naturfreunde" nicht
im Klaren darüber, dass durch ihr Verhalten der Frauenschuh so
langsam verschwinden wird? Nicht etwa, dass die Pflanzen zertreten
oder gar ausgegraben werden - nein! Erheblicher Schaden entsteht
durch die Verdichtung des Waldbodens.
Biolog*innen können das erklären: Der Frauenschuh ist ein Rhizom-Geophyt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Orchideenarten besitzt der
Frauenschuh keine Knollen. Er bildet mit Niederblattschuppen
besetzte, verdickte Rhizome als Speicherorgane aus, über welche auch
die vegetative Ausbreitung erfolgen kann. Bei günstigen
Standortbedingungen kann der Frauenschuh über sein Rhizom größere
Horste bilden. Am Ende der Vegetationsperiode stirbt die oberirdische
Pflanze als Ramet ab. Die Knospen für die nächstjährigen Sprosse
werden gegen Ende der Blütezeit entwickelt. Die Knospen überwintern
knapp unter der Erdoberfläche. Die Pflanze lebt mit einem Pilz der
Gattung Rhizoctonia in Symbiose. Die Ernährung erfolgt jahrelang
über diesen Pilz, bevor das erste grüne Blatt nach etwa vier Jahren
angelegt wird. Bis zur Blühreife können 16 Jahre vergehen. Am Wegrand hab ich noch ein Prachtexemplar gesehen.
Achja: Die Felsformationen sind beeindruckend:
So traurig es ist. Zum Essen war ich dann in Fürnried. Von dort bin ich dann mit Gelbstrich an blühenden Wiesen ohne weitere Leute zu treffen zurück nach Lichtenegg. Sehr erholsam und ich war froh, dass ich allein war: Ohne Unterhaltung nimmt man mehr auf.
Man kann auch andere Blüher dort entdecken: Die blaue
Akelei, das Schwarzfruchtige Christophskraut und vor allem andere
Orchideenarten, wie z.B. die Fliegenragwurz,
die Nestwurz, die Zweiblättrige
Waldhyazinthe und die Grünliche Waldhyazinthe,
die zuweilen auch Berg-Waldhyazinthe genannt wird.