Als Analphabet der sogenannten "sozialen Medien" kam mir das Wort WOKE erst relativ spät durch eine Kultursendung unter. Auch die erbitterten Kämpfe um die Meinungsmacht, über Gut und Böse, Richtig und Falsch, Wahrheit und Lüge gingen erst an mir vorbei. Dann wollte ich dann doch wissen, was das ist: WOKENESS und bin erst mal bei Wikipedia fündig geworden.
Woke (englisch „erwacht“, „wach“, Aussprache: [woʊk]) ist ein im afroamerikanischen Englisch in den 1930er Jahren entstandener Ausdruck, der ein „erwachtes“ Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit und Rassismus beschreibt. Aktivistisches oder militantes Eintreten für den Schutz von Minderheiten kann damit einhergehen. Im Zuge der durch die Erschießung des 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown 2014 ausgelösten Proteste gelangte der Begriff zu weiter Verbreitung, unter anderem in den Reihen der Black-Lives-Matter-Bewegung. In diesem Kontext entwickelt sich auch der abgeleitete Ausdruck „Stay woke“ als Warnung vor Polizeiübergriffen und ganz allgemein als Aufruf, sensibler und entschlossener auf systembedingte Benachteiligung zu reagieren.[1][2][3]
Die Bedeutung im Duden lautet „In hohem Maß politisch wach und
engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale)
Diskriminierung“, wobei auf einen möglicherweise abwertenden Gebrauch
hingewiesen wird.[4]
So wird der Ausdruck woke inzwischen von Konservativen und Rechten als „Anti-Wokeness“ politisch instrumentalisiert und – wie die Ausdrücke politische Korrektheit, Cancel Culture und Social Justice Warrior – mit negativer Konnotation und häufig sarkastisch verwendet, um Linke und ihre Ziele abzuwerten.[3][5]
Auf der linken Seite des politischen Spektrums wird der Ausdruck
mitunter ebenfalls abwertend gebraucht, um z. B. ein aggressives, rein performatives Vorgehen zu kritisieren.[2] Die Selbstbeschreibung als woke ist indessen rückläufig.[2][3]
Beim Gugeln könnte man eine Menge Verweise finden. Ich hab mal 3 für mich relevante Artikel rausgepickt:
1. Neue Züricher Zeitung unter der Überschrift "Wokeness - gesteigerte Form der Political Correctness" meint ua.: Die geballte anonyme Mehrheit, angeführt von Influencern und der
Twitterati-Klasse, hat das erste und letzte Wort und verschiebt laufend
den Rahmen dessen, was in ihre binäre Weltsicht passt. Wer es wagt, dem
moralischen Konsens zu widersprechen, wird zum Paria erklärt. Die
etablierten Medien tragen diesen Zustand im Wesentlichen mit, indem sie
die Denkschablonen übernehmen. In diesem verhärteten Umfeld, das keine
Zwischentöne und keine Ironie kennt, regiert die Willkür.
2. Eine rechts-liberale Organisation verbreitet unter der Überschrift "Wokeness- staatlich subventionierte anti-kapitalistische Gesinnung und Realitätsverlust" starken Tobak u.a. : Der linke Intellektuelle betrachtete die Erringung der kulturellen
Hegemonie als notwendige Voraussetzung für die Überwindung der
marktwirtschaftlich verfassten bürgerlichen Gesellschaft. Doch erst
mehrere Jahrzehnte später wurde der von Gramsci erdachte „Marsch durch die Institutionen“ von
der 1968er-Revolution respektive deren Protagonisten und Nachfolgern
tatsächlich angetreten und erfolgreich abgeschlossen. Linke Akademiker,
die unter Marktbedingungen – außerhalb politisch geschützter
„Werkstätten“ – keine Karrierechancen gehabt hätten, konnten seither
sämtliche Institutionen des Staates infiltrieren und/oder vollständig
unter ihre Kontrolle bringen. Das gilt insbesondere für die
Bildungseinrichtungen, namentlich die Universitäten.
Es ist daher kein Wunder, dass die extremsten Auswüchse der politischen Korrektheit, wie Genderismus,
Kritische Rassentheorie, Black-Lives-Matter-Bewegung, Fridays for
Future, Extinction Rebellion, Cancel Culture, Letzte Generation oder Wokeness
an den Hochschulen am besten gedeihen und diese Bewegungen dort ihre
schlagkräftigsten „Bataillone rekrutieren“. Den gemeinsamen Nenner all
dieser Zeitgeistphänomene bildet die fanatische Ablehnung einer
freiheitlich-liberalen Ordnung. Wie alle marxistischen Theoretiker der
Vergangenheit verfügen auch die zeitgenössischen „Social Justice
Warriors“ über keine konkreten Ideen, wie die Lebensgrundlage von knapp
acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten gewährleistet werden soll,
wenn sie erst einmal alle bestehenden Strukturen in Trümmer gelegt
haben. Fragt man diesbezüglich nach, erhält man nichts als Gemeinplätze
und phantasievolle Schwärmereien zur Antwort. Jedenfalls nichts
Handfestes.
Kein Wunder, haben doch augenscheinlich viele dieser Aktivisten nie
wertschöpfend gearbeitet. Wer seinen Lebensunterhalt aber ausschließlich
Mutti und Vati oder dem Paralleluniversum des Wohlfahrtsstaats zu
verdanken hat, verliert zwangsläufig den realistischen Blick für die
Welt – für die Welt, wie sie wirklich ist. Wie auch die allermeisten
prominenten linken Theoretiker der Vergangenheit (mit Ausnahme Friedrich
Engels), haben die Linksausleger dieser Tage keine Ahnung von der
Organisation und Leitung von Unternehmen, einer erfolgreichen Allokation
von Ressourcen und der Führung von Menschen – ohne dass dabei auf den
Einsatz von Zwang und Gewalt zurückgegriffen werden könnte oder müsste,
wie dies der Staat tut. In welche Richtung aber jede von anmaßenden
Bürokraten geführte Kommandowirtschaft tendiert – und sei sie auf den
Boden der edelsten Gefühle gegründet –, ist aus der Geschichte zur
Genüge bekannt: Am Ende des Weges stehen Mangel, Unfreiheit, Gewalt und
die Tyrannei einer korrupten Funktionärskaste. Immer. Überall.
3.In der Augsburger Allgemeinen findet unter dem Titel "Ideologische Umerziehung oder Moral?Wokeness ist Fluch und Segen zugleich" der Versuch statt, zwei verfeindete Lager zu beschreiben, und zum Schluss eine Synthese zu bilden: Wie soll das aber zusammengehen und nicht viel mehr zu einem sich zuspitzenden Gegeneinander führen? Zum einen bräuchte es dafür die Bereitschaft zur Erkenntnis derer,
die Wokeness für einen Fluch halten, dass eine Gesellschaft Normalität
immer ja selbst erzeugt und also immer neu aushandeln muss – und dass
neue Generationen auch das Recht haben, ihre eigene Geschichte zu
schreiben. Zum anderen bräuchte es bei denen, die Wokeness für einen
Segen halten, die Fähigkeit zum Verständnis, dass im selben Maße, wie
sie ihre Freiheit einfordern, es auch all den anderen zusteht – und dass
alles, was ist, auch eine Geschichte hat, die nicht einfach mit
heutigen Maßstäben zu säubern ist. Das jedenfalls würde den Anteil von
Fluch und Segen über die gegensätzlichen Seiten dieser Debatte schon mal
gerechter verteilen. Aber es würde auch helfen zu unterscheiden, wer
jeweils wo diese doppelten Mechanismen der Empörung nur bedient, um
selber lauter vernommen und wirkmächtiger zu werden. Eine
Instrumentalisierung zur Spaltung der Gesellschaft durch eigentlich ja
wirklich notwendige moralische Fragen würde jedenfalls nur denen nutzen,
für die Moral die Absolutheit des eigenen Anspruchs bedeutet:
Radikalen.
Und was ist jetzt für mich relevant ? Toleranz heißt auch dulden - auch wenn es einem nicht passt ....
Ergänzung: Hier noch ein interessanter Artikel ..